Für die Reihe „Bibel aktuell“ bitten die Rundfunkredaktionen der katholischen Bistümer und der evangelischen Landeskirchen in Hessen Pfarrerinnen und Pfarrer um kurze Beiträge, in denen innerhalb von einer Minute Gedanken zu biblischen, kirchlichen oder anderen aktuellen Themen aus Sicht des Glaubens vorgestellt werden.
Die Beiträge werden – zwischen den Konfessionen abwechselnd und nach Senderegionen aufgeteilt – jeweils sonntags im Rahmen der Kirchenfunksendung „Kreuz & Quer“ auf HitRadio FFH gesendet und sind meist in der Sendestunde zwischen 8.00h und 9.00h zu hören.
in Vorbereitung ...
Ohne Geld, ohne Vorräte, ohne Wäsche zum Wechseln, nur mit einem Wanderstab in der Hand und Sandalen an den Füßen? Ehrlich gesagt: Ich könnte mir nicht vorstellen, meine Arbeit als Pfarrer nur mit der Ausrüstung zu tun, mit der Jesus seine Jünger losschickt. Ich bin froh, daß ich mein Pfarrhaus hab und meine Kirche, Telefon, Handy, Computer, Internet … und was einem heutzutage sonst noch das Leben und Arbeiten leichter macht.
Aber all das bringt mir nichts ohne die Ausrüstung, auf der Jesus besteht: der Glaube und das Ziel, daß die Menschen an Gott glauben.
Ich kann als Pfarrer viel Wichtiges und Sinnvolles tun. Aber wenn’s mir nicht darum geht, daß die Menschen an Gott glauben, dann kann ich meine Aufgabe nicht erfüllen.
Wenn Sie sich das vorstellen: kein Geld, keine Vorräte, keine Wäsche zum Wechseln – nur Sie selbst, Ihre Überzeugung und Ihr Ziel … was kommt da zum Vorschein?
Biblischer Bezugstext:
In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie.
Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
Mk 6,7–13 (Evangelium am 15. Sonntag im Jahreskreis C)
Action, schnelle Schnitte, dramatische Musik … Temporeiche Filme haben es beim Publikum meistens leichter als langsame, ruhige Filme, in denen äußerlich nicht viel passiert. Aber trotzdem gibt es auch in den actiongeladenen Filmen oft die ruhigen Szenen, in denen sich die Figuren darüber klar werden, was mit ihnen geschieht, und was sie eigentlich wollen. Gerade da passiert unheimlich viel, weil sich die Figuren weiterentwickeln.
Irgendwas, das bleibt, wenn die Spannung sich gelöst hat und das Feuerwerk abgebrannt ist, das ist am Ende wichtig.
Sowas Ähnliches meint Jesus, wenn er das Bild vom Weinstock benutzt. Wenn’s bei mir drunter und drüber geht und ich mich frage: „Was will ich eigentlich?“, dann ist Jesus der, der mich in die ruhigen Szenen führen kann, in denen mir klar wird, was wirklich wichtig ist und was bleibt.
Biblischer Bezugstext:
In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Joh 15,1–8 (Evangelium am 5. Sonntag der Osterzeit B)
„Das ist doch nichts Halbes und nichts Ganzes!“, ruft man verärgert aus, wenn man nicht mit dem zufrieden ist, was man da vor sich hat. Als ob das überhaupt nichts wäre … Aber wieso eigentlich? Zwischen dem Halben und dem Ganzen liegt doch: Dreiviertel – wie heute, am dritten Advent. Der ist auch „nichts Halbes und nichts Ganzes“, aber mehr als die Hälfte, schon fast das Ganze.
In den Kirchen hören wir heute von Johannes dem Täufer. Der ist auch „nichts Halbes und nichts Ganzes“. In der Sprache der Bibel: Er ist noch nicht der erwartete Messias und Erlöser. Er ist aber auch nicht bloß noch ein Prophet, der vage Hoffnung macht, dass irgendwann dieser Messias kommen wird. Johannes wird neben ihm stehen und auf ihn zeigen: Das ist er!
In Jesus ist Gott uns nah, ganz nah. Gott macht keine halben Sachen.
Biblischer Bezugstext:
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.
Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.
Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.
Joh 1,6–8.19–28 (Evangelium am 3. Adventssonntag B)
„Im Umgang mit der Technik niemals aufgeben!“ Diesen Grundsatz hat man uns in der Ausbildung eingeschärft. Denn natürlich streikt der Kopierer, wenn man ihn dringend braucht, oder genau dann brennt beim Beamer die Lampe durch.
Manche Leute sagen lieber gleich: „Den Ärger spar’ ich mir, ich hab’ das Zeug bisher ja auch nicht gebraucht.“ Und sie bringen sich damit um viele Möglichkeiten und Hilfen, die die Technik uns heute bietet.
Im Umgang mit Menschen ist das nicht anders. Da braucht man auch oft Durchhaltevermögen, um durch Mißverständnisse und Konflikte hindurch einen interessanten und liebenswerten Menschen zu entdecken.
In den Gottesdiensten am heutigen Sonntag geht es um eine vertrauensvolle Beziehung zu Jesus. Auch dabei braucht man Durchhaltevermögen, wird vielleicht sogar bespöttelt oder in Frage gestellt. Aber: Ein echter Glaube hält das aus. Mit dem Blick auf Jesus trotzt man den Stürmen und Wogen des Lebens.
Biblischer Bezugstext:
Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, forderte er die Jünger auf, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten.
Spät am Abend war er immer noch allein auf dem Berg. Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.
In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Darauf erwiderte ihm Petrus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme. Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.
Mt 14,22–33 (Evangelium am 19. Sonntag im Jahreskreis A)
„Ich bau ’ne Stadt für dich“ – das Lied haben Cassandra Steen und Adel Tawil vorletztes Jahr gesungen. Sie erzählen von der Kälte und Fremdheit in der Stadt. „Es muss doch auch anders gehen“, meinen sie und versprechen: „Ich bau ’ne Stadt für dich aus Glas und Gold uns Stein“.
Nicht eine ganze Stadt, aber immerhin drei Hütten will Petrus, der Jünger Jesu, bauen. Außerhalb der Stadt, auf einem Berg, hat er bei Jesus Licht, Freude, Glück erleben dürfen. Da möchte er bleiben.
Jesus ist dagegen. Es bringt nichts, eine ganz neue Stadt zu bauen. Da, wo die Menschen leben, in ihren Städten und Dörfern, soll es besser werden.
Jesus geht zurück in die Stadt, nach Jerusalem. Da wird er sterben und auferstehen.
Und da, in der Stadt wird Petrus dann auch erzählen, was er mit Jesus erlebt hat – und damit viele Menschen dafür begeistern, eine Stadt zu bauen „aus Glas und Gold und Stein“: einen Blick füreinander zu haben wie durch Glas, einander wertzuschätzen wie Gold und verläßlich zu sein wie Stein.
Biblischer Bezugstext:
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst! Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus.
Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Mt 17,1–9 (Evangelium am 2. Fastensonntag A)
„Talk to my hand, because my face isn’t listening!“ Die offene Hand vor dem Gesicht, als Zeichen: „Sprich zur Hand“. Eine wirkungsvolle Geste, um sich jemanden vom Leib zu halten, der einem dauernd reinreden will.
In den katholischen Gottesdiensten hören wir heute von einem Mann, der zu spät merkt, dass er sich besser doch hätte reinreden lassen. Aber seine Brüder können noch gewarnt werden! Doch auf wen würden sie hören? Wenn jemand von den Toten zu ihnen kommt, dann werden sie umkehren, so ist er überzeugt.
Von wem lasse ich mir reinreden? Am ehesten von einem, von dem ich weiß: Dem liegt etwas an mir. Das verschafft Respekt und Autorität – nicht eine Sensation wie ein Toter, der zurückgekommen ist.
Jesus ist von den den Toten auferstanden. Entscheidender aber ist: Es geht Jesus um uns Menschen; für uns setzt er sich ein. Deshalb sage ich zu ihm nicht: „Talk to my hand …!“, sondern: „Talk to my heart!“ Was er sagt, das kann ich mir zu Herzen nehmen.
Biblischer Bezugstext:
In jener Zeit sprach Jesus: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben.In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.
Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Lk 16,19–31 (Evangelium am 26. Sonntag i. Jkr. C)
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